Folgende Email erging soeben an alle Unterzeichner des Initiativantrages zur Sperrung von Internetseiten im oberösterreichischen Landtag:

Sehr geehrte Damen und Herren des oberösterreichischen Landtags,

Da ich Ihren Namen als Unterzeichner auf der "Beilage 1875/2009 zum
kurzschriftlichen Bericht des Oö. Landtags, XXVI. Gesetzgebungsperiode"
welche unter
http://www1.land-oberoesterreich.gv.at/ltgbeilagen/blgtexte/20091875.htm
zu finden ist, entnommen habe, gehe ich davon aus, dass Sie sich als
Unterstützer von Zugangsperren im Internet nach dem Vorbild der
deutschen Familienministerin Ursula von der Leyen sehen.

Als Leiter einer IT-Abteilung einer großen österr. Universität (für
welche ich jedoch nicht offiziell spreche, mir dadurch aber nötige 
technische Hintergrund zu Teil ist) möchte ich Sie über die laufende
Kontroverse in unserem Nachbarland Deutschland informieren, die die
Intentionen und Ziele solcher Internet-Sperren, wie von Ihnen in Ihrem 
Initiativantrag gefordert, als Instrument zur staatlichen Zensur
anprangert und als ein völlig inadäquates Mittel zur effektiven Bekämpfung 
von Kinderpornografie im Internet aufzeigt.

Mit Stand 11.05.2009, 10:34 Uhr haben in Deutschland bereits 69699
Personen eine Petition gegen die Einführung solcher Sperren
unterschrieben. Um Ihnen deutlich zu machen, warum innerhalb kürzester
Zeit so viele Bürger in unserem Nachbarland für diese Petition
mobilisiert werden konnten, möchte ich Ihnen die Lektüre des folgenden
Artikels des größten deutschen Technik-Verlages empfehlen:

http://www.heise.de/ct/Die-Argumente-fuer-Kinderporno-Sperren-laufen-ins-Leere--/artikel/135867

Die Tatsache, dass auch Politiker hierzulande unreflektiert die (meiner
Meinung nach: 
http://www.fladi.at/2009/05/11/zensur-schwappt-nach-osterreich/) 
völlig fehlgeleiteten Versuche eine Basis für eine Zensur-Infrastruktur
 zu schaffen, einfach so übernehmen, ohne den öffentlichen Diskurs 
in dem Land zu beachten, von dem man diese Sperren übernehmen 
möchte, erschrickt mich und führt mich zu der Schlussfolgerung, 
dass wohl auch bei uns der pure Populismus vor der eigentlichen 
Befassung mit einem Problem (hier Kinderpornografie im Internet) 
gestellt wird.

Ich verbleibe mit der Bitte um eine Stellungnahme, warum sie das 
"Verstecken" und "staatliche geförderte Wegsehen" bei derartigen 
Problemen und Verbrechen in unserer Gesellschaft für förderlich halten,

Ing. Michael Fladischer

PS: Diese Email wird selbstverständlich synchron zu ihrer 
Aussendung frei im Internet zugänglich gemacht, ebenso wie 
Ihre Antworten, sollten Sie einer Veröffentlichung nicht ausdrücklich 
widersprechen.

Allfällige Antworten werden natürlich ebenfalls hier veröffentlicht bzw. Absagen vermerkt.